Gedicht über Wittenborn

Im Sommer 2019 hat der langjährige Wittenborner Jörg Reimann ein umfangreiches Gedicht über unsere schöne Gemeinde verfasst, welches wir hier veröffentlichen dürfen. Wir danken Herrn Reimann und seinem Sohn für diese wunderbaren Zeilen und die Dokumentation der im Gedicht genannten Plätze. Unter dem Gedicht finden Sie eine Karte, in dem die im Gedicht genannten Orte verzeichnet sind.

Ein kleiner Spaziergang- und Wanderführer für alteingesessene Wittenborner, für Neu-Bürger, für Campinggäste, für Touristen und andere Menschen

Im Schatten von zwei hohen Erlen
sitz‘ ich auf einer Bank am See.
Tautropfen hängen noch wie Perlen
am jungen Gras. – Ja, ich gesteh‘:
Der Mensch, der nicht hierher gehört
und mich was fragt, hat mich gestört!

Ist er ein fremder Frühaufsteher,
ein Tagesgast, ein Zeltbewohner,
ein Morgenradler, ein ganz zäher,
ein Wandersmann, ein Umweltschoner,
ein Angler, Camper, ein Tourist,
ein Mensch, der neu im Dorfe ist?

„Pardon! Hallo! Und Guten Morgen!
Entschuldigung am frühen Tag!
Ich mache mir ein wenig Sorgen,
was ich hier wohl erleben mag.
Ich frage einen, der hier wohnt,
ob sich mein Hiersein wirklich lohnt.

Gibt es im Ort spezielle Ziele?
Was, meinen Sie, ist sehenswert?
Ich mag Natur, hass‘ Stadtgewühle,
wo jeder hin und her verkehrt.
Ich streife gern durch Feld und Wald
und mach‘ an schönen Stellen Halt.

Der Fremde weckt meine Int’ressen.
Ich spüre, er will wirklich Rat.
Wir sind dann Seit‘ an Seit‘ gesessen,
weil ich ihn Platz zu nehmen bat.
Und ich beschrieb ihm manche Tour
durch uns’re Wittenborner Flur.

Ich nannte ihm dann all die Plätze,
die ich selbst gerne anvisiere,
die ich als Wittenborner schätze,
wenn ich vergnügt herumspaziere.
Stichworte reichten, glaub‘ ich, schon
dem Fremden als Motivation.

Seeufer  1.  , Glitzerwasserspiegel,
Sand, Schilf und sanfter Wellenschlag,
baumhohes Grün als Uferriegel:
ein Sommer-, Sonntags-, Ferientag!
Quellwolkenhaufen, Himmelsblau,
Fernsicht und Panoramaschau.

Bootsclub  2.  , ein Bach, beim Brückenstege
durch Nesseln, Busch, Brombeergerank
auf feuchtgeheimnisvollem Wege
zum Tietendahl  3.  am See entlang.
Fluchtburg aus alter Slawenzeit,
Quellschlucht, Eiszeitvergangenheit.

Kolkmöhlenparkplatz  4.  , Sumpfgelände,
Staubecken, Steig im Perleblick  5.  .
Buchenbestand’ne Hangwaldwände,
Grasbülten, Weiden, Erlen, Schlick.
Im Tal am Bach Dunkel und Licht,
das sich im Laub der Bäume bricht.

Die Mühlenwiese  6.  , Sonneninsel,
westwärts geschützt durch Fichtenwald.
Gras, Scharbockskraut und Günsel
erobern junge Bäume bald.
Krähengekrächze, Rehgebell,
ein Kuckucksruf sehr nah und hell.


Im Lüttenstillet  7.  , Hirtenwiesen  8.  ,
ein Regenbecken, Stiftungswald,
zwei Lurchgewässer, neben diesen
erblühen Reet und Schilfrohr bald.
Ein Fichtenwald, Hochstaudenflur.
Kein Wirtschaftsland, nur noch Natur.

Kreisjugendlagertor  9.  , dann Schranke,
Bachlauf, Seeufer  10.  , Hochwaldsteig.
Hoch in den Kronen Spechtgezanke
und Finkkonzert tief im Gezweig.
Seespiegelbilder, Buchensaum,
Licht- Schattentanz von Baum zu Baum.

Ein Hügelgrab, Grasfluren, Eichen,
Stichweg im Pfingelsberg  11.  gen Süd.
Kiesgruben werden Neuwald weichen.
Ein Bussard seine Kreise zieht.
Getreide, Knicks, Unendlichkeit,
Wind, Ährenwogen, Sommerzeit.

Kirchsteig  12.  , ’ne Bank, sich niederlassen,
etwas erhöht, Blickrichtung Nord.
Die Gärten, Häuser, Dächer passen
zum Dorf, dem so vertrauten Ort.
‚zig Rinder wiederkau’n gemütlich,
und Schafe, Lämmer grasen friedlich.

Ortsausgang, östlich Petzoldstraße  13. 
ein Streuobstwiesenareal.
Naturschutz von besond’rem Maße,
für Obstbaumpaten allemal.
Wer sich für „Öko“ int‘ ressiert,
wird schildermäßig informiert.

Hier soll Natur sich frei entfalten.
Blühsträucher, Wildblumen und Kraut.
Ortschronikdaten festgehalten
auf grünen Randbaumschildern, schaut!
Insekten, Kleingetier. Gottlob:
Ein Lebensraum, ein Biotop!

Wiedenhoop – Redder  14.  , Weg im Fladen.
Uralte Feld- und Ackerflur.
Knickwallgesäumte Grenzgeraden.
Kartoffeln, Raps, Getreide nur.
Parzellen alle wohlbestellt.
Agrarlandschaft, Dorf-, Bauernwelt.

Am Fladensumpf  15.  Rehwildverstecke,
Rückzugsgebiet für manch Getier.
Vogelkonzert in jeder Hecke,
Flöten, Gezwitscher dort und hier.
Kranichtrompeten, warnend, laut.
Naturerlebnis – Gänsehaut!

Das Fahrenkruger Moor  16.  gehörte
in Teilen einst zu uns’rem Dorf,
bis Menschenfleiß es fast zerstörte.
Man brauchte einstmals Heu und Torf.
Dank Schutzstatus renaturiert,
als Urlandschaft stabilisiert.

Torfstiche, Kuhlen sind verfallen.
Torfbänke, Wege zugebuscht.
Kolkraben-, Taubenrufe schallen.
Durch Rankgesträuch ein Lichtstrahl huscht.
Moorbirken, Binsen, Pfeifengras.
Senken und Gräben, moorig – nass.

Auf altem Weg nach Todesfelde  17. 
zum Kompostplatz und Bürgerwald.
Ein Schleichweg, Bänke, Labkraut, Melde.
Ein Ruheplatz für jung und alt.
So ökologisch gut geraten,
mit Laubbaumschildern für die Paten.

Das Industrie- und Werksgelände
von Teegen, VAM, HH.
Stell-, Lagerflächen ohne Ende!
Zum Glück sind Öko- Inseln da.
Der Schwarze Berg  18.  , die Knicks und die
heut‘ grüne Altmülldeponie!

Die Schafheide  19.   , ortsnah gelegen
mit Fichtenhochwald, Eichenkratt.
Spielfläche mit versteckten Wegen,
ein Lebensraum, Naturwerkstatt.
Verkehrslärm, Lkw-Gebrumm
dringt kaum in dies Refugium.

Den Staatsforst  20.  wandernd zu durchstreifen –
Erlebnis ganz besond’rer Art.
Zu jeder Jahreszeit begreifen,
was hier uns zum Geschenke ward.
Ein Wegenetz so weit gespannt.
Mischwaldreviere, Heidesand.

Stillstehen, innehalten, lauschen.
Cholera- Friedhof  21.  , Rummelsberg  22.  .
Es knistert, knackt, die Wipfel rauschen.
Grabhügel: Vorzeit- Menschenwerk.
Trittsiegel, Suhlen, Wühlarbeit.
Wald- Lebensraum zu jeder Zeit.

Ein dunkler Waldsee-Wasserspiegel.
Geheimnisvoller Silberteich  23.  .
Für Nattern, Lurche, viel Geflügel
ein Nahrungs-, Brut-, Wohlfühlbereich.
Auch Fledermäuse finden hier
im Standort- Übungshaus Quartier.

Mein Banknachbar wollt sich erheben.
Ich hatte wohl zu lang geschwätzt?
Ich hatte wortreich ihn soeben
ermüdet? Er schien abgehetzt?
Zu viel, zu viel Information!
Ein wenig schämte ich mich schon.

Doch er sagt: ,,Danke, ich möcht‘ gehen.
Leben Sie wohl! Adieu! Adieu!
In Wittenborn gibt’s viel zu sehen.
Ich starte jetzt gleich hier am See.
Ich möchte keine Zeit verlieren.
Ich geh in Wittenborn spazieren.“

Jörg Reimann, Sommer 2019

( Weitere Hinweise findet man/ frau auf den Seiten 218 bis 224 der Wittenborner „Chronik“ .)


© OpenStreetMap contributors

1. Seeufer, 2. Bootsclub, 3. Tietendahl, 4. Kolkmöhlenparkplatz, 5. Perleblick, 6. Mühlenwiese, 7. Lüttenstillet, 8. Hirtenwiesen, 9. Kreisjugendlager, 10. Seeufer, 11. Pfingelsberg, 12. Kirchsteig, 13. Petzoldstraße, 14. Wiedenhoopredder, 15. Weg im Fladen, 16. Fahrenkruger Moor, 17. Weg nach Todesfelde,18. Schwarzer Berg, 19. Schafheide, 20. Staatsforst, 21. Cholera-Friedhof, 22. Rummelsberg, 23. Silberteich