Gedicht über Wittenborn

Im März 2016 hat der langjährige Wittenborner Jörg Reimann ein umfangreiches Gedicht über unsere schöne Gemeinde verfasst, welches wir hier veröffentlichen dürfen. Wir danken Herrn Reimann für diese wunderbaren Zeilen.

 

Ich lebe gern in Wittenborn

Ein Freund, schon weitgereist und welterfahren,
schrieb mir – ich weiß nicht mehr, woher;
ich weiß, es war vor vielen Jahren –
in einem Brief: Ich staune sehr,
dass Dir‘ s in Wittenborn im Norden
nie eng, nie langweilig geworden!

Ihr habt kein Schloss, keine Ruine,
kein Rathaus, keinen Schwanenteich.
Ihr habt nicht Burg, nicht Silbermine,
kein Nachtgespenst im Dorfbereich.
Es gibt kein altes Stadtgemäuer
mit sagenhaftem Ungeheuer,

kein Kloster, keine Kathedrale,
kein Kurhaus, auch kein Stadion,
kein Marktplatz mit ’ner Brunnenschale,
auch keine Statue aus Ton,
nicht mal ein kleines Dorfarchiv
in einer Kate krumm und schief!

Es mangelt Euch an Tennisplätzen.
Golfgrün und Rennbahn fehlen auch.
Was Menschen andrer Orte schätzen,
da steht Ihr wirklich auf dem Schlauch!
Ich“, schloss mein ferner Freund sein Schreiben,
wollt‘ dort in Wittenborn nicht bleiben!“

Ich hab‘ ihm nie zurückgeschrieben,
hab‘ aber oftmals nachgedacht,
weil ich in Wittenborn geblieben,
was mir den Ort so wertvoll macht.
Wie vielen ist dies Dorf im Norden
vertraute Heimat mir geworden.

Ich könnte heut‘ dem Freund berichten,
was mir in uns’rem Dorf gefällt.
Vergleichen muss man es mitnichten
mit größ’ren Schätzen dieser Welt.
Ich wand’re gern durch die Natur,
durch Felder, Wiesen, Wald und Flur.

Im Krähenholz krächzen zwei Raben.
Im Perleblick blinkt Sonnenlicht.
Im Tietendal am Hange haben
zwei Buchenstubben ein Gesicht.
Im Sumpfgelände turnen Meisen
und necken sich mit Hochzeitsweisen.

Jenseits des Sees grüßt Möz’ner Ufer,
fünf Boote schaukeln sanft am Steg.
Ein Kleiber lockt, eifriger Rufer,
ein Weibchen hin zum Wiesenweg.
Am Kirchsteig gehen eilig schon
zur Brut die Stare in Pension.

Der Hangwald an den Hirtenwiesen
gibt Schutz vor kaltem Wind aus West.
Frösche und Kröten nutzen diesen
Naturraum für ihr Hochzeitsfest.
Jüngst der Natur zurückgegeben,
entfaltet sich hier neues Leben.

Schon morgens früh am See zu wandern
-die Sonne kitzelt auf der Haut- ,
gefällt mir sehr wie manchem andern.
Im Reet ein Bläßhuhn fleißig baut.
Graugänse, Haubentaucher, Enten:
Schwimmende Nachbarn? Konkurenten?

Am Pfingelsberg auf frischen Saaten
äst Rehwild, aufmerksam und scheu.
Zwei Hasen scheinen zu beraten,
ob Flucht die bess’re Lösung sei,
ins dichte Buschwerk dort genau,
am Kamp, wo einstmals Kiesabbau.

Ein Stubenhocker wird leicht träge
und schwächelt. Also aufgerafft!
Der Staatsforst bietet neue Wege,
seit Panzerübung abgeschafft.
Am Rummelsberg steil in die Höh‘!
Verwunschen ruht der Silbersee.

Hochwald aus Kiefern, Lärchen, Fichten.
Der Wind singt leise in den Zweigen.
Will man ein Damwildrudel sichten,
muss man Geduld und Ruhe zeigen.
Es wispert, knistert hier und dort.
Cholera- Friedhof! Schlimmer Ort?

Ein neuer Tag. Herrliches Wetter!
Vorfrühlingshafte schöne Welt!
Am Wiedenhoop führt dich der Redder
zu manchem wohlbestellten Feld.
Am Fladen gibt es, Gott sei Lob,
ein artenreiches Biotop.

Nun gibt es nicht nur Wanderwege
durch Feld und Flur, durch Moor und Heide.
Im Sportverein ist frau/ man rege.
Der Dorfkamp – eine Augenweide!
Das Spielplatzangebot reizt Kinder,
die Mütter, Väter wohl nicht minder.

Im Bootsclub wirken viele Hände.
Die Feuerwehr schützt Hof und Haus.
Der Kindergarten nebst Gelände
ist Spielrevier für jede „Maus“.
Senioren bleiben fit und jung:
Ein Club sorgt für den rechten Schwung.

Erwähnen muss man auch die Damen,
die bastelnd fleißig sind, und zwar
seit Jahren schon zusammenkamen
zum Weihnachts- Kreativ- Basar.
Ein echtes Highlight zum Genießen
ist jedes Jahr das Vogelschießen.

Ich könnt‘ dem Freunde in der Ferne
noch dies und das und mehr erzählen.
Er müsst‘ verstehen, dass ich gerne
hier bin. – Könnt‘ ich noch einmal wählen,
dann stünd‘ auf meiner Liste vorn:
Mein Wunschwohnort ist Wittenborn!

Jörg Reimann, März 2016